Das
Gedicht als Engramm ist die erste umfassende und interdisziplinäre
Darstellung der Poetik des Büchner-Preisträgers Durs
Grünbein. Der 1962 in Dresden
geborene Dichter legt in dem Essay Mein Babylonisches Hirn die
Simonides-Anekdote, Ausgangspunkt der systematischen Gedächtniskunst,
als Beschreibungsmodell seiner Poetik nahe. Der Zusammenhang der
Funktionen von Gedächtnis und Imagination erfährt in der Folge
besondere Berücksichtigung. Eine philosophische, künstlerische und
literaturgeschichtliche wie theoretische Positionierung und
Selbstdefinition Grünbeins wird der Analyse produktionsästhetischer
Aspekte seiner Poetik, den immanenten Vorgehensweisen und
Zielsetzungen, vorangestellt und anhand des Modells der Mnemotechnik
untersucht. Für dieses Beschreibungsmodell der Dichtung werden
neben der Metaphorologie Erkenntnisse der aktuellen Hirnforschung
wichtig, die kritisch dargestellt und auf ihren Bezug zur
Dichtungstheorie hin geprüft werden. Insgesamt ergibt sich eine
Theorie, die vor allem auf Fragen nach Entstehung,
(gesellschaftlicher und individueller) Funktion und Wirkung von
Poesie gründet.
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Alexander
Müller,
1975 in Kassel geboren, promovierte mit dieser Arbeit am Fachbereich
Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg im
Fachgebiet "Neuere deutsche Literatur". Er ist Mitherausgeber der Großen
Jubiläumsausgabe der Werke Ludwig Jacobowskis (Oldenburg 2000) sowie der
Anthologie "Punk Stories" (München 2011). Er lebt als freier Lektor und
Literatur- und Musikkritiker (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Rolling Stone)
in München.
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